→ sanft – bindungsaufbauend
– zielführend
→ 6 Wochen
→ 4 Phasen
Die Eingewöhnung ist das
Herzstück meiner pädagogischen Arbeit. Dabei biete ich seit 2011 die
Eingewöhnung mit dem Potsdamer Modell für Kindertagespflege an, das ich zu dieser Zeit mitbegründet habe
und seitdem durch Erfahrungen bis hierher verfeinern konnte. Es ist ein
bedürfnisorientiertes Eingewöhnungsmodell für die Kindertagespflege mit Chancen zur individuellen Gestaltung.
Der
neue Lebensabschnitt. Für das einzugewöhnende Kind beginnt ein neuer
Lebensabschnitt. Die Tagespflege ist nach der Familie, die erste
gesellschaftliche Einrichtung, in kleinem Rahmen, in der das Kind einen
Großteil seines Alltages verbringen wird. Mit wenigen Kindern und einer festen
Bezugsperson begibt das Kind sich in gesellschaftliche Interaktion, begleitet
von den Eltern. Das Kind gibt das Tempo an und wird behutsam von den Erwachsenen durch die Eingewöhnung geleitet. Jeder
Familie gebe ich Zeit, sich langsam an ihr neues Umfeld zu gewöhnen. Aus
eigener Erfahrung weiß ich, wie auch Eltern in dieser Zeit fühlen. Für diesen
Zeitraum entscheiden sich die Eltern, wer von ihnen die Eingewöhnungszeit aktiv
begleitet. Gemeinsam mit einem Elternteil kann sich nun das Kind in den
kommenden 6 Wochen eingewöhnen. In der Kennlernphase und den Phasen danach bin ich
immer bestrebt die Kommunikation zwischen dem anwesenden Elternteil und Kind
„zu lesen“, um eine gute Bindung zu beiden
Parteien aufzubauen. Dazu gehört besonders, dass ich die Ausdrucksweise des
Kindes lesen lerne, ähnlich wie beim Erlernen einer neuen Sprache. Jedes Kind
kommuniziert anders. Mimik und Gestik spielen dabei eine wesentliche Rolle. Jedoch
auch das Weinen eines Kleinkindes entsteht aus unerfüllten Bedürfnissen und unverstandenen Erlebnissen, die mit
Sprache noch nicht zum Ausdruck gebracht werden können. Wie Worte unterschiedliche
Bedeutungen haben, weint ein Kind auch verschieden in Tonlage und Intensität.
Das Bedürfnis zu erahnen, liebevoll zu deuten und verständlich allen
Beteiligten der Situation zu übersetzen, sind wichtiger Bestandteil meiner
Eingewöhnungsarbeit. Mit Verständnis können ungewohnte Situationen ruhiger durchlebt
werden.
Dauer
der Eingewöhnung. Die Eingewöhnungszeit erstreckt sich über einen Zeitraum von
sechs Wochen, wobei wir uns in den ersten vier Wochen zu je einer
Kennlernstunde pro Woche treffen. Diese Langsamkeit des Kennenlernens ist gewollt
und zudem sehr förderlich für den Beginn des neuen Lebensabschnittes des Kindes,
sowie für das Gelingen der Eingewöhnung.
Die vertragliche Bindung der neuen Familie und der Tagespflegeperson beginnt erst
nach den ersten vier Wochen, also nach den wöchentlichen Kennlernstunden.
Die
Phasen. Ziel der ersten und zweiten Phase des Potsdamer Modells in Kindertagespflege ist es, dass
das neue Kind mich, die Tagespflegeperson als zusätzliche Bezugsperson
akzeptiert und sich von mir trösten lässt, wenn Mama oder Papa anwesend/ nicht
anwesend sind. Die dritte Phase dient dem weiteren Bindungsaufbau. Während in
Phase vier das Vertrauen durch Verlässlichkeit gestärkt wird.
Kennenlern-
/Spielstunden – Vorteile für alle Beteiligten
Zur Eingewöhnung gehören 3-4 Kennenlernstunden
á 45 Minuten am Vormittag fest dazu, die von einem Elternteil begleitet werden. In diesen Stunden können sich
alle behutsam aneinander gewöhnen.
Vorteile für den anwesenden Elternteil
Mama oder Papa kann sich ein Bild machen, wie ich den Umgang mit den
Betreuungskindern pflege. Sie/er bekommt ein Gefühl für die Atmosphäre des
Betreuungsalltages. Bei Fragen sollten jedoch nur kurze Antworten erwartet
werden, da mein Fokus hauptsächlich bei den Kindern liegt und liegen sollte.
Für eine ausführliche Beantwortung der Fragen biete ich Elterngespräche an, die
nach der Betreuungszeit ab 16 Uhr vereinbart werden können.
Mama oder Papa sind in unmittelbarer Nähe, ggf. neben dem Spielbereich und
bieten ihrem Kind einen sicheren Hafen. Ruhig beobachtet sie/er die Aktionen
des eigenen Kindes und der Gruppe.
Vorteile für das neue Kind
Das kleine Kind kann
sich langsam an das neue Umfeld gewöhnen. Es bewegt sich frei im Raum und geht
auf Erkundung oder bleibt beobachtend bei dem anwesenden Elternteil. Versuche
der Kommunikation bekommen von mir immer eine positive Resonanz. Mit kleinen
Mini-Angeboten präsentiere ich dem Kindlein dosiert unser Spielmaterial, um
seine Interessen zu erkunden.
Vorteile für die Betreuungskinder
Auch den
Betreuungskindern wird auf diese Weise behutsam die Möglichkeit
eingeräumt, eine neue Familie in den Alltag zu integrieren. Darin begründen
sich die wöchentlichen Treffen. Der gewohnte Alltag wird so hin und wieder mit
dieser Aktion ergänzt.
Quelle: Konzept für Kindertagespflege Kleine Naturkinder Beate Greiner-Mai
Mit dieser Eingewöhnungsmöglichkeit, angepasst an die Bedürfnisse der Kindertagespflege machen wir uns die Zeit zu nutze. In der Gesamtheit betrachtet sind mindestens 6 Wochen einzuplanen. Wobei die ersten zwei Drittel über einen Zeitraum von vier Wochen, mit je einer Kennlernstunde gedehnt sind. Das Ziel dieser wöchentlichen Treffen ist es, langsam und stetig das neue Umfeld in den Alltag zu integrieren. Jede beteiligte Person, ob Kind oder Erwachsener, hat die Möglichkeit eine Woche das Erlebte und Neue zu verarbeiten, zu reflektieren. Mit dem Blick auf die bestehende Tagespflegegruppe ist auch hier ein behutsames Vorgehen der Erwachsenen erforderlich. So dienen diese vier Treffen, aus Sicht der bestehenden Tagespflegegruppe, den gewohnten Alltag nur kurz zu unterbrechen, um sich an neue Personen zu gewöhnen. Ebenso dienen diese vier Treffen, aus Sicht des begleitenden Elternteils, der Gewöhnung an das neue Umfeld, wie die neue Gruppe, die neue Bezugsperson für das Kind und die neuen Räumlichkeiten. Gleichzeitig verändern wir im Laufe der Treffen die Gewichtung der Aktivitäten der Erwachsenen. Das letzte Drittel begleitet den Prozess der Integration in den Tagespflegealltag, sowie das bindungsstärkende Wiedersehen des geliebten Elternteils, nach kurzen zeitlichen Trennungen. Genaue Absprachen eines jeden Tages (Vor- und Nachbereitung) sind Grundvoraussetzung des Gelingens und beruhen auf Vertrauen, Zuverlässigkeit und gegenseitiger Wertschätzung.
Der begleitende Elternteil des Eingewöhnungskindes bleibt auf sein Kind fokussiert. Er begleitet überwiegend die Aktionen des Kindes.
In dieser Phase agiert die Tagespflegeperson hauptsächlich mit den Kindern der bestehenden Gruppe. Sie tritt nur hin und wieder mit dem neuen Kind in Aktion.
Phase 2 Aktivzeit
Hier verändern die Erwachsenen die Gewichtung der Aktivitäten. Der begleitende Elternteil agiert passiver, hält sich nun neben der Spielfläche auf und ist der sichere Hafen für sein Kind. Während die Tagespflegeperson weiter mit der Gruppe arbeitet, tritt sie aktiver mit dem Eingewöhnungskind in Kontakt.
Phase 3 Bindungsaufbau
Durch die zuverlässige Anwesenheit der Tagespflegeperson wird gegenüber dem Eingewöhnungskind die Bindung gestärkt. Diese Phase fließt ineinander mit den vorhergehenden Phasen. Der Bindungsaufbau wird immer mit positiver Kommunikation gestaltet. Für das neue Kind ein verlässlicher Partner zu sein mit wertschätzender Aufmerksamkeit, sowie seine Bedürfnisse zu spüren und zu erfüllen, sind Garanten für eine gute Bindung.
Phase 4 Vertrauensaufbau
Auch diese Phase findet einen fließenden Übergang. Verlässlich für das Kind einstehen und es im Betreuungsalltag behüten, lassen aus guter Bindung Vertrauen wachsen. Dazu gehört für mich auch, dem Kind Vertrauen zu schenken. Ihm verstehen zu geben, dass man ihm und seinen Fähigkeiten vertraut. Als Tagespflegeperson die Bedürfnisse des Kindes auch Erwachsenen gegenüber zu kommunizieren, stärkt das Vertrauen.
Kurzum bleiben die Phasen 3 und 4 immerwährender Bestandteil des Tagespflegealltags, sowie der zwischenmenschlichen Beziehungen. Sie sind wichtige Komponenten der Eingewöhnung und deshalb Teil des Potsdamer Eingewöhnungsmodells für die Kindertagespflege.
Quelle: Konzept für Kindertagespflege Kleine Naturkinder Beate Greiner-Mai